Yamaha XJ 750 Seca 11M Vergaser revidieren

Lesedauer 9 Minuten

Als ich meine Yamaha XJ 750 Seca eingekauft habe, hat mir der Vorbesitzer bereits mitgeteilt das man den Vergaser revidieren müsse. In diesem Beitrag werde ich mit euch durchgehen wie ich zum allerersten mal überhaupt einen Vergaser in seine Einzelteile auseinander genommen habe und wo nötig Bauteile erneuert habe.

Da dies das erste mal war habe ich unglaublich viele Fotos gemacht und jeden Schritt genau Fotodokumentiert. So fiel es mir dann wieder leicht den Vergaser wieder zusammen zu setzten.

Tank entfernen

Damit ich nicht die kleinsten und feinsten Hände besitze habe ich zuerst einmal den Tank entfernt damit ich besser an die Vergaserbatterie komme. Zuerst habe ich den Sitzt entfernt dann den Tank. Der Tank ist vorne mit einem Gummi befestigt den man rausziehen kann sobald man die Schraube hinten am Sitzt löst und das Kabel für die Tankanzeige löst.

Tankbefestigung bzw. Schraube lösen
Stromversorgung für die Tankanzeige

Und dann sieht das ganze Teil schon ein bisschen nackiger aus. So habe ich das Motorrad auch noch nie gesehen, interessant.

Der Hobel mal ohne Tank

Vergaserbatterie ausbauen

Die illegalen Pilzluftfilter habe ich als erstes entfernt und gleich verstaut. Als nächstes habe ich das Gas und Choke Seil ausgehängt. Beim fotografieren habe ich gleich auf dem Handy aufgeschrieben wo was ist, damit ich am Schluss wieder weiss wo was hinkommt.

Gas und Choke Seil

Dann die Schellen die die einzelnen Vergaser mit dem Motor verbinden ein wenig lösen aber nicht vollständig rausschrauben und auf Risse oder Beschädigung prüfen. Bei mir hat es ganz feine kleine Risse gehabt, deshalb werde ich wohl oder übel einen Satz neue bestellen.

Hier lösen und oben sieht man bereits feine Risse. Link der Motor, Rechts der Vergaser.

Danach sollte es möglich sein die gesamte Vergaserbatterie rauszuziehen, einfach gut festhalten, mit leichten rauf runter zurück Bewegungen rausziehen und von link oder rechts ganz rausnehmen.

Arbeitsfläche vorbereiten

Wenn ich der Schule im Koch Unterricht was gelernt habe, dann dass eine ordentliche gute Vorbereitung die halbe Miete ist. Wie der Koch sein „mise en place“ hat, so habe ich mein kleines Schrauber „mise en place“. Zunächst habe ich mal den Ultraschallreiniger eingeschaltet denn es braucht eine Weile bis die Höchsttemperatur erreicht ist. Dann habe ich ein kleine Fläche mit Küchentuch vorbereitet wo die einzelnen Teile die ich vom Vergaser ausbaue in der Ausbaureihenfolge hingelegt werden. Einen weiteren Bereich wo die gesäuberten und wieder zusammengebauten Vergaser abgelegt werden. Vergaser Reiniger und Schraubenlöser Spray bereit gelegt und zwei LED Spots eingeschaltet denn gutes Licht ist bitter nötig.

Vergaser für Vergaser zerlegen

Bevor ich mit dem zerlegen angefangen habe, habe ich die Vergaserbatterie nochmals von allen Seiten fotografiert damit ich am Schluss wieder einen Vergleich zur Kontrolle habe. Da dies der erste Vergaser ist der von mir zerlegt und wieder zusammengebaut werden soll, habe ich mir viel Zeit genommen um jeden Schritt zu dokumentieren.

Schön zu sehen die Gasschieber
Vorher Bild des Vergasers

Wie man sieht sind alle Vergaser sehr dreckig von aussen wie von innen. Bevor ich mit der Arbeit begonnen habe, habe ich alles mit einem Vergaser Reiniger eingesprüht und eine grobe Reinigung vorgenommen, die Bilder wurden nach dem einsprühen gemacht also könnt ihr euch vorstellen wie dreckig das ganze war.

Halterungen lösen

Bevor die einzelnen Vergaser von einander gelöst werden können müsst ihr die Befestigungen lösen. Das sind die beiden langen Schienen mit je 8 Schrauben.

Aufpassen das die Klammer bei Schraube 3 wieder an ihren Platz kommt
Und dann diese Schiene hier auch lösen

Vergaser zerlegen

Zuerst musste ich den ersten Vergaser von der Stange lösen. Um dies zu machen musste ich die kleine Schraube in der Halterung ein wenig lösen, ich habe diese nicht vollständig rausgeschraubt. Man sieht danach auch die Einkerbung der Spitze so weiss man dann beim Zusammenbau auch wieder in welche Position man den Vergaser setzten muss.

Die Schraube mit Schlitz hinter der Stange lockern

Die einzelnen Vergaser sind zudem Diagonal der Stange gegenüber mit einem Verbindungsstück verbunden. Beim ersten ist es ein T-Stück und hat einen Schlauch drauf der wiederum mit dem Benzinhahn verbunden ist.

T-Stück – Einlass für das Benzin

Die weiteren Vergaser sind auch durch solch eine Verbindung verbunden und so gelangt das Benzin auch in die Schwimmkammer. Der Vergaser lässt sich nun mit Vorsicht nach Aussen ziehen und von der Stange lösen.

Membrankammerglocke

Gasschieber, Membran und Düsennadel

So jetzt gehts ans Eingemachte 🙂 Als nächstes habe ich die 4 Schrauben von der Membrankammerglocke gelöst und wie immer spezielle Einzelheiten wie diese Befestigung für den Benzinschlauch eingezeichnet damit am Schluss wieder weiss wo ich die anschrauben muss.

Gasschieber, Membran, Düsennadel und Schieberfeder

Unter der Membrankammerglocke findet sich Gasschieber, Mebran, Düsennadel und Schieberfeder. Die Schieberfeder kann ganz einfach rausgenommen werden und beim Membran sehr vorsichtig rauslösen.

Membran auf Risse und Verhärtungen prüfen
Düsennadel kann durch lösen dieser Befestigung rausgenommen werden

Das Membran habe ich dann auf Risse und Verhärtungen geprüft, hier war alles in Ordnung. Die Düsennadel habe ich dann gelöst in dem ich die eingezeichnete Befestigung gelöst habe. Unter der Befestigung befindet sich eine kleine Feder und darunter gleich die Düsennadel. Diese habe ich mit dem Vergaser Reiniger gereinigt und auf die Seite gelegt. Falls diese Beschädigt ist müsste man diese ersetzten.

Zur Orientierung… die Düsennadel ist auf der nächsten Abbildung in allen 4 Vergaser gut zu sehen. Der Durchgang von dem Luftfilter durch den Vergaser zum Motor nennt man Venturirohr.

Venturirohr – Seite die am Luftfilter befestigt ist

Man sieht dass die Öffnung am Anfang einen grösseren Durchmesser hat als weiter innen wo der Gasschieber und Düsennadel ist. Das folgende Bild veranschaulicht ziemlich gut was passiert.

Quelle: http://zzr-600.com.zzr-600.de/

Wenn die Luft angesaugt wird muss die Luft an der engsten Stelle schneller durch und es entsteht ein Unterdruck. Am Ende der Düsennadel befindet sich die Schwimmkammer mit dem Benzin und durch den Unterdruck wird das Benzin von der Schwimmkammer (in der Abbildung Benzinkammer) in das Venturirohr hochgezogen und von dort Richtung Drosselklappe und in den Motor. Dadurch dass die Düsennadel vorne sehr spitz ist und im Vergleich, hinten eher breit kommt je nach dem ob die Düsennadel tief ist oder eher weiter oben ist mehr oder weniger Benzin rein. Die Düsennadel geht wie man hier sieht durch das Venturirohr in den Düsenstock von wo aus das Benzin gezogen wird.

Hauptluftdüsen (Pilot Air & Jet Air)

Nachdem ich den Gasschieber rausgenommen habe konnte ich die beiden Hauptluftdüsen rausschrauben. Hier unbedingt darauf achten dass das richtige Werkzeug bzw. dass passende Werkzeug benutzt wird da es sich um Messing handelt und dies ein sehr weiches Metall ist. Die beiden Düsen habe ich mit Vergaser Reiniger eingesprüht, gereinigt und mit der Luftpistole sauber gemacht.

Hauptluftdüsen (Pilot & Jet Air)

Ich bin mir hier nicht ganz sicher ob ich das richtig verstanden habe, fall ich also falsch liege dürft ihr mir das gerne via Kommentar Sektion mitteilen aber die Funktion welche die beiden Hauptdüsen haben ist soweit ich verstehe den Umgebungsdruck auszugleichen. Ich versuche mal zu erklären…

Luft wird hier einen gedrückt und verbreitet sich im Schieber

Sobald die Luft durch das Venturirohr fliesst entsteht ein Unterdruck der einerseits das Benzin ansaugt andererseits breitet sich die Luft durch diese beiden Löcher im Schieber aus.

Luft breitet sich im Schieber aus. (Quelle: http://www.bikerpeters.de/)

Um den Umgebungsdruck auszugleichen haben wir die Hauptdüsen. Aber wie gesagt bin mir da nicht 100% sicher.

Schwimmkammer & Co.

In der Schwimmkammer befinden sich allerlei interessante Komponenten. Hier findet man Haupt-, Leerlauf- und Kaltstartdüse, Schwimmer, Nadelventil, Schwimmernadelsitz und Düsenstock.

Schwimmkammer

Die vier Schrauben lösen und schon sieht man was in der Wunderbox alles drin ist. Nachdem der Deckel weg ist wieder wie immer mit Vergaser Reiniger einsprühen denn auch da war viel Dreck drin.

Das Zuhause von Daniel Düsentrieb

Was ich als erstes bemerkte war dass der Dichtungsgummi absolut hart war. Ich hatte bereits für diesen Vergaser 4 neue Sätze Ersatzteile bestellt darunter auch neue Dichtungsgummis.

Mit dem passenden Werkzeug habe ich die Hauptdüse rausgeschraubt welcher am Düsenstock angeschraubt ist. Der Düsenstock kann mit einem stumpfen Gegenstand rausgedrückt werden. Danach kann die Leerlaufdüse entfernt werden.

Düsenstock drin
Düsenstock draussen

Die Hauptdüse, Leerlaufdüse und den Düsenstock habe ich mit Vergaser Reiniger eingesprüht und mit der Luftpistole gesäubert. Übrigens die Düsennadel die ich vorhin ausgebaut habe die steckt in genau diesem Düsenstock.

Als nächstes habe ich die Achse des Schwimmers rausgezogen so da ich den Schwimmer mit der Schwimmernadel entfernen und säubern kann. Mit was habe ich den Schwimmer gereinigt? Gaaaanz genau mit Vergaser Reiniger…

Die Achse des Schwimmers vorsichtig rausziehen
Hier ist die Schwimmernadel gut zu sehen
Wichtig: Bei Beschädigung auswechseln

Die Schwimmernadel vorsichtig herausnehmen und prüfen, bei meiner Schwimmernadel hat es einen Gummi an der Spitze, diesen Gummi habe ich mit einer Lupe geprüft damit ich auch die kleinsten Risse entdecke. Zum Glück sind bis anhin alle Teile ganz und können weiterhin gebraucht werden.

Jetzt habe ich Zugang um den Schwimmernadelsitz zu entfernen, dieser ist aus Messing und muss sorgfältig rausgeschraubt werden.

Schwimmernadelsitz

Am Ende dieser Schwimmernadelsitz Schraube befindet sich ein Sieb, nachdem ich zuerst die ganze Schraube mit dem Vergaser Reiniger eingesprüht und gereinigt habe, habe ich mit der Luftpistole noch das Sieb gesäubert.

Soweit alles gut, dann versuche ich doch nochmals die Funktion der Teile zu erklären die ich gelöst und gereinigt habe.

Quelle: http://zzr-600.com.zzr-600.de/

Ich fange mal mit dem Schwimmer an, die ganze Schwimmerkammer füllt sich mit Benzin welcher durch den Benzin Zulauf rein fliesst. Der Schwimmer übernimmt seine Funktion und fängt an zu schwimmen. Je höher der Schwimmer schwimmt, also je mehr Benzin in der Schwimmkammer ist, desto höher geht die Schwimmnadel (Nadelventil), damit nicht zu viel Benzin in die Schwimmkammer gelangt sperrt die Schwimmernadel (Nadelventil) den Benzin Zulauf so dass die Schwimmkammer nicht überflutet wird.

Solange die Drosselklappe geöffnet ist kann Luft durch das Venturirohr gelangen, ein Unterdruck entsteht und das Benzin fliesst von der Schwimmkammer durch die Hauptdüse. Was aber wenn die Drosselklappe geschlossen ist? Dann fliesst keine Luft mehr durch das Venturirohr. Wenn wir die Drossel öffnen wird kurzfristig der engste Raum bei der Drosselklappe entstehen als auch der Unterdruck. Das Benzin muss also kurzfristig an zur Drosselklappe gelangen.

Dies ist die Aufgabe von der Leerlaufdüse. Durch die Leerlaufdüse bereits grob vordosiert gelangt es an die Gemischregulierschraube. Die Gemischregulierschraube reguliert das Gemisch von Luft und Benzin. Die Luft wiederum kommt aus dem Leerlaufluftkanal. Auch die Hauptdüse wird über eine Luftdüse mit Luft versorgt, die Luft gelangt in den Düsenstock.

Kaltstartkolben & Luftdüsen

Soooooo, so langsam hab ich die Faxen dicke mit fotografieren und dokumentieren aber es geht ja nicht mehr lange bis ich alles ins Ultraschall schmeissen kann.

Also es fehlt nicht mehr viel, jetzt nehme ich den Gummi vom Kaltstartkolben ab und schraube auch den wieder sorgfältig ab. Nicht vergessen mit Vergaser Reiniger einsprühen und dann mit der Luftpistole abschiessen. Päng Päng!

Kaltstartkolben

Und zuletzt die Luftdüsen entfernen, mit Vergaser Reiniger einsprühen und nochmals Päng Päng!

Lufdüsen

Reinigen

Gereinigt habe ich alles im Ultraschallbad bei 80° C für jeweils 1 Stunde. Danach nochmals alle Durchgänge mit der Luftpistole durchgelüftet.

Zusammenbau und Resultat

Der Zusammenbau nachdem alles sauber gemacht und wo nötig ersetzt worden ist, erfolgt nach umgekehrter Reihenfolge. Wie bereits beschrieben ich habe alles fotografiert aus allen möglichen Perspektiven… glaubt mir man kann hier nicht genügend Fotos machen, es sei denn man macht dass bereits zum x-ten mal.

Das wars, hoffe ich konnte jemanden mit dem Beitrag helfen oder motivieren mal die Vergaser Revidierung selbst in die Hand zu nehmen.

2 Gedanken zu „Yamaha XJ 750 Seca 11M Vergaser revidieren“

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