Als ich am Morgen ins Büro fahren wollte, hat meine Yamaha XJ 750 Seca 11M gebockt. Der Anlasser hat gedreht und genügend Saft war auch in der Batterie. Es ist, 0600 Uhr morgens und die Aussentemperatur beträgt -2 Grad. Kann gut sein, dass der Bock seine Mühe hat in der Kälte zu starten, aber mit einem offenen Chocke und nach etlichen Versuchen hat der Anlasser nun den ganzen Saft der Batterie verbraucht, nun läuft gar nichts mehr. Mit der Zündung habe ich jetzt bereits den ganzen Winter Probleme, aber ich bin immer davon ausgegangen, dass es am kalten Wetter gelegen hat.
Bevor ich wieder den kurzen Weg in mein Homeoffice gehe, stecke ich die Batterie noch zur Ladung an das Ladegerät an. Am nächsten Tag warte ich ab bis die Aussentemperatur auf 10 Grad steigt und gehe dann in die Garage um die Batterie wieder anzuschliessen.
Fehlersuche zum Problem mit der Zündung
Ich möchte bei der Fehlersuche möglichst systematisch vorgehen und mache mir also eine Liste mit allen möglichen Fehlerquellen, die das Problem mit der Zündung verursachen könnten.
- Batterie
- Anlasser
- Zündkerzen
- Widerstände im Zündkerzenstecker
- Kabel von der Zündspule zum Zündkerzenstecker
- Zündspule
- Luftfilter
Die Batterie und den Anlasser habe ich bereits ausgeschlossen, da die Batterie voll aufgeladen wurde und ich den Anlasser hören kann.
Was ist die Aufgabe der Zündkerze?
Aufga aum einzubringen und durch den elektrischen Funken zwischen den Elektroden die Verbrennung des Luft-Kraftstoff-Gemischs einzuleiten.
Zündkerze – Wie sieht sie denn aus?
Am besten prüft man die Zündkerzen nach einer langen Fahrt, der Zustand und die Farbe einer Zündkerze kann unter Umständen bei der Fehlersuche in die richtige Richtung weisen. Schauen wir uns doch mal die verschiedenen Zündkerzen-Gesichter an.
Normal

Isolatorfuss von grauweisser-graugelber bis rehbrauner Farbe. Motor ist in Ordnung. Wärmewert richtig gewählt. Gemischeinstellung und Zündeinstellung sind einwandfrei, keine Zündaussetzer, Kaltstarteinrichtung funktioniert. Keine Rückstände von bleihaltigen Kraftstoffzusätzen oder Legierungsbestandteilen vom Motoröl. Keine thermische Überlastung.
Verrusst

Isolaturfuss, Elektroden und Zündkerzengehäuse mit samtartigem, stumpfschwarzen Russ bedeckt.
Ursache: Fehlerhafte Gemischeinstellung (Vergaser, Einspritzung): Gemisch zu fett, Luftfilter stark verschmutzt, Startautomatik nicht in Ordnung oder Starterzug (Choke) zu lange gezogen, überwiegend Kurzstreckenverkehr, Zündkerze zu kalt, Wärmewert-Kennzahl zu niedrig.
Auswirkung: Zündaussetzer, schlechtes Kaltverhalten.
Abhilfe: Gemisch und Starteinrichtung richtig einstellen, Luftfilter prüfen.
Verölt

Isolatorfuss, Elektroden und Zündkerzengehäuse mit ölglänzendem Russ oder Ölkohle bedeckt.
Ursache: Zu viel Öl im Verbrennungsraum. Ölstand zu hoch, stark verschlissene Kolbenringe, Zylinder und Ventilführungen. Bei 2-Takt-Motoren zu viel Öl im Gemisch.
Auswirkung: Zündaussetzer, schlechtes Startverhalten.
Abhilfe: Motor überholen, richtiges Kraftstoff-Öl-Gemisch, neue Zündkerzen.
Verbleiung

Isolaturfuss weist stellenweise braungelbe Glasur auf, die auch ins Grünliche gehen kann.
Ursache: Bleihaltige Kraftstoffzusätze. Die Glasur entsteht bei hoher Motorbelastung nach längerem Teillastbetrieb.
Auswirkung: Bei höherer Last wird Belag elektrisch leitend und bewirkt Zündaussetzer.
Abhilfe: Neue Zündkerzen, Reinigung ist zwecklos.
Starke Verbleiung

Isolaturfuss weist stellenweise dicke braungelbe Glasur auf, die auch ins Grünliche gehen kann.
Ursache: Bleihaltige Kraftstoffzusätze. Die Glasur entsteht bei hoher Motorbelastung nach längerem Teillastbetrieb.
Auswirkung: Bei höherer Last wird Belag elektrisch leitend und bewirkt Zündaussetzer.
Abhilfe: Neue Zündkerzen, Reinigung ist zwecklos.
Aschebildung

Starker Aschebelag aus Öl- und Kraftstoffzusätzen auf dem Isolatorfuss, im Atmungsraum und auf der Masseelektrode. Lockerer bis schlackenähnlicher Aufbau.
Ursache: Legierungsbestandteile insbesondere aus Öl können diese Asche im Brennraum und auf dem Kerzengesicht hinterlassen.
Auswirkung: Kann zu Glühzündungen mit Leistungsverlust und zu Motorschäden führen.
Abhilfe: Motor in Ordnung bringen. Neue Zündkerzen, evtl. anderes Öl verwenden.
Angeschmolzene Mittelelektrode

Mittelelektrode angeschmolzen, blasige schwammartige, erweichte Isolatorfussspitze.
Ursache: Thermische Überlastung durch Glühzündung, z.B. durch zu frühe Zündeinstellung, Verbrennungsr¨ückstände im Brennraum, defekte Ventile, schadhaften Zündverteiler, unzureichende Krafstoffqualität, evtl. Wärmewert zu niedrig.
Auswirkung: Zündaussetzer, Leistungverlust (Motorschaden)
Abhilfe: Motor, Zündung und Gemischaufbereitung überprüfen. Neue Zündkerzen mit richtigem Wärmewert.
Abgeschmolzene Mittelelektrode

Mittelelektrode abgeschmolzen, Masseelektrode gleichzeitig stark angegriffen.
Ursache: Thermische Überlastung durch Glühzündung, z.B. durch zu frühe Zündeinstellung, Verbrennungsrückstände im Brennraum, defekte Ventile, schadhaften Zündverteiler, unzureichende Kraftstoffqualität.
Auswirkung: Zündaussetzer, Leistungsverlust, evtl. Motorschaden. Isolatorfussriss durch überhitzte Mittelelektrode möglich.
Auswirkung: Zündaussetzer, Leistungsverlust, evtl. Motorschaden. Isolatorfussriss durch überhitzte Mittelelektrode möglich.
Abhilfe: Motor, Zündung und Gemischaufbereitung überprüfen. Neue Zündkerzen.
Angeschmolzene Elektroden

Blumenkohlartiges Aussehen der Elektroden. Evtl. Niederschlag von kerzenfremden Materialien.
Ursache: Thermische Überlastung durch Glühzündungen, z.B. durch zu frühe Zündeinstellung, Verbrennungsrückstände im Brennraum, defekte Ventile, schadhaften Zündverteiler, unzureichende Kraftstoffqualität.
Auswirkung: Vor Totalausfall (Motorschaden) tritt Leistungverlust auf.
Abhilfe: Motor, Zündung und Gemischaufbereitung prüfen. Neue Zündkerzen.
Starker Verschleiss der Mittelelektrode

Ursache: Zündkerzenwechelintervall nicht beachtet.
Auswirkung: Zündaussetzer, besonders beim Beschleunigen (Zündspannung für grossen Elektrodenabstand nicht mehr ausreichend). Schlechtes Startverhalten
Abhilfe: Neue Zündkerzen.
Starker Verschleiss der Masseelektrode

Ursache: Aggressive Kraftstoff- und Ölzusätze. Ungünstige Strömungsverhältnisse im Brennraum, evtl. auch Ablagerungen, Motorklopfen. Keine thermische Überlastung.
Auswirkung: Zündaussetzer, besonders beim Beschleunigen (Zündspannung für grossen Elektrodenabstand nicht mehr ausreichend). Schlechtes Startverhalten.
Abhilfe: Neue Zündkerzen.
Isolatorfussbruch

Ursache: Mechanische Beschädigung durch Schlag, Fall oder Druck auf die Mittelelektrode bei unsachgemässer Handhabung. In Grenzfällen kann durch Ablagerungen zwischen Mittelelektrode und Isolatorfuss und durch Korrosion der Mittelektrode der Isolatorfuss – besonders bei überlanger Betriebsdauer – gesprengt werden.
Auswirkung: Zündaussetzer, Zündfunke springt an Stellen über, die durch Frischgemisch nicht sicher erreicht werden.
Abhilfe: Neue Zündkerzen.
Ich habe alle 4 Zündkerzen ausgebaut und gesehen das diese alle ein normales Zündkerzengesicht hatten.
Zündkerze – Sprint der Funke?
Um zu prüfen, ob die Zündkerze funktioniert 🙂 , habe ich die Zündkerze ausgebaut, wieder an den Zündkerzenstecker gesteckt, die Zündkerze an die Masse gehalten und den Startknopf gedrückt. Danach sieht man ganz schnell, ob der Funke springt oder eben nicht.


Alle meine 4 Zündkerzen haben einwandfrei funktioniert. Was mich sogar gewundert hat, war das der Motor auf einmal angesprungen ist, während ich die Zündkerzen getestet habe. Wir haben also eine Zündung, aber leider hat das Glück nicht lange gehalten. Sobald ich am Gas ziehe, stirbt der Motor wieder und ich frage mich an was das liegen kann.
Widerstände im Zündkerzenstecker
Stimmen die Widerstände im Zündkerzenstecker? Jetzt kommt der Multimeter zum Zug :-), um den Widerstand im Zündkerzenstecker zu prüfen, einfach den Stecker rausdrehen und die Messspitzen oben und unten rein halten und prüfen, ob der benötigte Widerstand vorhanden ist.
Was mir hier aufgefallen ist, ist das bei zwei von 4 Zündkerzenstecker die Messung sehr einfach war, bei zweien habe ich die Messspitzen ziemlich hin und her schieben müssen bis ich was angezeigt bekommen habe und dann war die Messung nicht so sauber wie bei den anderen. Ich habe sicherheitshalber die beiden alten Zündkerzenstecker ausgetauscht mit zwei neuen.
Was ist die Aufgabe der Zündspule?
Die Zündspule hat die Aufgabe, die mit 12 Volt relativ niedrige Bordspannung des Motorrades auf die erforderliche hohe Zündspannung zu transformieren und die in ihr gespeicherte Energie an die Zündkerze abzugeben.
Widerstand von der Zündspule zum Zündkerzenstecker messen
Den Ohmischen Widerstand von den beiden Kabeln die zu den Zündkerzensteckern gehen habe ich auch gemessen. Auch diese waren in Ordnung, hier zu beachten sind die Werte welche meist im Werkstatthandbuch zu finden sind. Ausserdem kann dieser variieren da die Zündkerzenstecker selbst einen Widerstand eingebaut haben.

Um den Widerstand zu messen, einfach die Messspitzen jeweils in eine der beiden Zündkerzenstecker stecken, dabei spielt es keine Rolle welche Messspitze in welchen Zündkerzenstecker kommt. Auch hier waren die Messwerte wie im Werkstatthandbuch beschrieben richtig.
Widerstand der Spannungsdrähte messen
Um die Zündspulen zu testen gibt es zwei Tests, der eine wie oben beschrieben von der Zündspule auf die Zündkerzenstecker und der andere wird bei den beiden Spannungsdrähten gemessen. Bei der Yamaha XJ 750 Seca sollte hier der Widerstand bei etwa 2.5 Ohm +-10% bei 20 Grad Raumtemperatur liegen.

Auch hier wieder waren die Messwerte, die ich gelesen habe, korrekt.
Wie weiter?
Als ich danach alles wieder eingebaut habe und den Hobel startete hat die Zündung funktioniert und ich dachte vielleicht hat es wirklich an den beiden Zündkerzensteckern gelegen aber dem war nicht so. 5 Minuten ging es nachdem ich den Hobel gestartet und gefahren habe da hat der Motor wieder den Geist aufgegeben und konnte wiederum nicht gestartet werden.
Wer sein Moped liebt, der schiebt… oder so ähnlich. Ja 5 Minuten Fahrspass und 30 Minuten schieben damit ich wieder in der Garage war. Als ich dort angekommen bin ist mir aufgefallen das beim Motor Öl leckt 🙁 nicht so toll. Ich werde also meine Fehlersuche erweitern müssen aber dies in einem weiteren Beitrag.
